24. Juli 2022 – 26. Februar 2023
Im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz unter dem diesjährigen Motto „Kompass Europa: Ostwind“, stellt das Keramikmuseum Westerwald Werke der ostdeutschen Künstlerin Gertraud Möhwald (1929 – 2002) aus.
Möhwald war eine bahnbrechende Künstlerin der zeitgenössischen Keramik. In der DDR hoch anerkannt, war sie vor 1989 in Westdeutschland nur wenigen ein Begriff. Sie studierte und unterrichtete lange Zeit an der Burg Giebichenstein in Halle, die zusammen mit Höhr-Grenzhausen eine der größten keramischen Bildungsstätten in Deutschland darstellt. Kurz nach der Wende erhielt sie 1991 ein Stipendium für das Künstlerhaus Edenkoben.
Die Bauhaus Werkstatt und die daraus folgende Lehre unter Gerhard Marcks, sowie auch maßgeblich Marguerite Friedlaender, prägten die hallesche Schule in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gertraud Möhwald nahm diese Schlüsselposition nach 1970 ein. Diese beiden Künstlerinnen sind als Erneuerinnen der keramischen Ausbildung zu betrachten. Friedlaender setzte Maßstäbe für die industrielle Formgestaltung der Keramik. Möhwald muss als "Godmother" der figürlichen Plastik in der zeitgenössischen Keramikkunst bezeichnet werden und prägte mit ihrer unorthodoxen Herangehensweise die heutige Generation.
In den monumentalen Plastiken von Gertraud Möhwald stand, wie bei vielen Bildhauer:innen in der DDR, der menschliche Körper im Mittelpunkt. Die Lehre in der Keramikabteilung der Burg Giebichenstein fokussierte sich auf den handwerklichen und modularen Aufbau des Gefäßes. Möhwald studierte zuerst Bildhauerei in Dresden und Halle und wechselte nach der Geburt ihrer Kinder zur Keramik. Stand am Anfang noch die Gefäßkeramik im Zentrum ihres Interesses, so wandte sie sich später der menschlichen Figur zu. Möhwald baute ihre Köpfe, Torsi und Hände aus Scherben und anderen Fundstücken zusammen. Ihre Figuren stellen die universellen Fragen nach Leben und Tod, Heilung und Zerstörung, Vergangenheit und Erinnerung. So deutet sie an, dass nicht die perfekt gestaltete, sondern eher die werdende und brüchige Form ihr Interesse gilt. Sie selbst sagte 1999 dazu:
„… es ist so, dass Erinnerung an das Gewesene für mich ganz wichtig ist. Dass man Erinnerungen sichtbar lesen soll, beispielsweise in Dresden. Dass da alles so vollkommen vom Boden verschwunden ist, das nimmt mir wirklich den Bezug zu der Stadt wie sie gewesen ist. Alles wird wieder so heil. Und es ist nicht heil. Man soll auch nicht denken, dass, wenn man etwas oberflächlich wieder in Ordnung bringt, das andere nicht gewesen ist. Das ist aber die menschliche Natur, die nicht erinnert werden will an das, was sie verunsichert, nicht an Verletzungen.“
Sonderführung am Freitag, den 3.2.2023 um 16 Uhr
Um Anmeldung wird gebeten unter kontakt@keramikmuseum.de